Brigida von Kildare

Brigida ist die zweite Pfarrpatronin der Pfarrei Schmerzhafte Mutter Berzdorf – nach ihr ist die kleinste Glocke der Kirche (Bronze, Schlagton b'+2) benannt. Zu ihrem Fest werden in Berzdorf die Haustiere, also Hunde, Kaninchen und Alfreds Hühner und Ziegen gesegnet.


Die heilige Brigida lebte von 453 bis 521 in Irland, gründete das Kloster Kildare und wurde die erste Äbtissin dieser Gemeinschaft. Brigida ist die Patronin von Essen, Irland und Kildare. Sie schützt die Kinder, ganz besonders die unehelichen, und Wöchnerinnen. Ihre Hilfe wird gegen Unglück und Verfolgung erfleht.

Die Bedeutung der Heiligen Brigida

Um das Jahr 500 war Europa im Umbruch. Das Römische Reich zerfiel und mit ihm alles, was die Römer uns gebracht hatten: Wasserleitungen, sichere Straßen, das Gesundheitswesen und Literatur. Bücher – nicht nur die der Nachbarn – dienten zu dieser Zeit in ganz Europa vor allem zum Heizen. Innerhalb weniger Jahre waren alle Bücher auf dem Kontinent verbrannt und vergessen. Niemand – wirklich niemand – konnte mehr lesen. Noch mehrere Jahrzehnte, nachdem von Irland über Schottland und England die Kultur zurück nach Europa kam, wurden hier Kinder getauft „in nomine patris et filia et spiritus sanctus" – also im Namen des Vaters, die Tochter und des Heiligen Geistes – und dies geschah weder aus feminstischen noch dadaitischen Überzeugungen heraus, sondern schlicht, weil niemand mehr lesen konnte.

Kurz nach 500 sah es also in Europa so aus wie in Irland 50 Jahre voher: Bis 450 endete an der englischen Westküste die zivilisierte Welt, Irland war draußen. Danach drehte sich das Blatt: Für rund 100 Jahre retteten Irlands Mönche die Schriften der zivilisierten Welt, und Europa war draußen. Kildare, das Kloster der Heiligen Brigida, war das erste bedeutende Kloster Irlands; sie selber gründete hier die erste Schreib- und Zeichenschule der Insel. Sowie sie das Schreiben gelernt hatten, begaben sich die irischen Mönche sofort an das Kopieren der lateinischen, griechischen und hebräischen Schriften – getreu dem inzwischen unmodernen Motto „copy saves civilazation". Denn nur aufgrund der in Kildare kopierten Dokumente wissen wir heute noch, dass es die Bibel gibt und kennen (zumindest potentiell) die griechischen und römischen Philosophen.

Innerhalb einer kurzen Zeitspanne kopierten irische Mönche in Kildare sämtliche uns bekannten Schriften des Altertums – in mehrfacher Ausfertigung. Zum Vergleich: Papst Johannes Paul II. hatte den Heiligen Isidor von Sevilla als Schutzheiligen des Internets benannt, weil dieser zur selben Zeit auf dem Kontinent viele Bücher aus dem Feuer geholt hat. Seine Büchersammlung war die mit Abstand größte außerhalb Irlands. Sie fasste rund sechsdreiviertel Regale, war also knapp halb so groß wie die Berzdorfer Pfarrbücherei und entsprach damit in etwa der Tageskopierleistung der Mönche von Kildare.

Nachdem die Iren rund 100 Jahre die Bücher der Welt kopiert hatten und es in Europa keine Literatur mehr gab, machte sich der Heilige Columban von Irland auf den Weg nach Schottland und brachte Bücher auf die größere Insel: Schottland und England lernten wieder lesen. Kurze Zeit später machten sich von England weitere Missionare – unter ihnen die Heilige Walburga – auf und führten Europa zurück in die Zivilisation.

Zusammengefasst: In Kildare begann unter der Leitung der Heiligen Brigida vor 1500 Jahren die Rettung der westlichen Kultur. Sie selber brachte den Mönchen das Lesen, Schreiben und Zeichnen bei. Beim Schreiben hält man den Stift zwischen Daumen und Zeigefinger. In Berzdorf wird seit Anfang des 19. Jahrhunderts die Fingerkuppe des rechten Zeigefingers der Heiligen Brigida als Reliquie verehrt. Wenn wir nun wüßten, ob die Heilige Brigida Rechtshänderin war, könnten wir mit Fug und Recht behaupten, dass wir in Berzdorf die mit Abstand wichtigste Relquie der gesamten westlichen Zivilisation besitzen.

Nähere Informationen zur Bedeutung der Heiligen Brigida: Thomas Cahill: „Wie die Iren die Zivilisation retteten.", München 1998.

Zurück zum Chor: Wir sind stolz auf unsere Patronin und versuchen alte Kunst zu bewahren. Die Gründungsmitglieder des Chores lernten in der Brigidaschule Berzdorf lesen, schreiben und manche sogar singen. Es kann kein Zufall sein, dass der Kinderchor, aus dem der Brigidachor entstanden ist, einen Tag nach dem Brigidafest gegründet worden ist.

Weiterführnde Links:
Eintrag in WIKI
Ökumenisches Heiligenlexikon
Karina Hochegger: Untersuchungen zu den ätesten Vitae sanctae Brigidae